Die Basis der Telos-Entfaltung: Die Individualpsychologie Alfred Adlers
Die Individualpsychologie Alfred Adlers ist die Basis der Telos-Entfaltung. Wie es so ist im Laufe der Zeit: Das Gute wird beibehalten, anderes darf gehen oder sich ändern. So ist der Fokus der Telos-Entfaltung auf dem Potential, was in der Individualpsychologie noch im Defizit dargestellt wird (Stichwort "Mängelwesen" und "Nahziele von Kindern von Rudolf Dreikurs").
Hier einige wenige Fakten der Individualpsychologie:
Ziele bestimmen das menschliche Leben.
Telos (altgriechisch): τέλο = Ziel:
„Die Zielstrebigkeit der Psyche ist eine Grundtatsache.“ ( Alfred Adler, Begründer der Individualpsychologie, 1927)
Fünf Lebensaufgaben muss sich laut Individualpsychologie jeder Mensch stellen:
1. „Gesellschaft“ – 2. „Arbeit“ – 3. „Liebe, Partnerschaft“ – 4. „Beziehung zu sich selber“ – 5. „Beziehung zum Kosmos“.
"Die Individualpsychologie…
- wurde von Alfred Adler (1870 – 1937) begründete. Die Namensgebung bringt den Protest gegen Freuds Dogmatismus zum Ausdruck, genauso wie die Bezeichnung „Individualpsychologie„. Adler wollte damit eine unteilbare Einheit der Persönlichkeit zum Ausdruck bringen, im Unterschied zu dem von Freud angenommen Kampf dreier seelischer Instanzen. Er hat dadurch aber auch ein Missverständnis ermöglicht: Individualpsychologie ist gerade nicht die Psychologie der Individuums, des Einzelmenschen im Gegensatz zur Gemeinschaft, wie man zunächst annehmen könnte. Sie ist vielmehr die tiefenpsychologische Schule, die am weitesten sozialpsychologische Aspekte in die Lehre vom Menschen einbezieht: Gemeinschaft trägt den Menschen.
- Das Menschenbild der Individualpsychologie: Mit dem Menschsein gegeben sind das Minderwertigkeitsgefühl und das Gemeinschaftsgefühl. Der Mensch wird als Mängelwesen geboren. „Menschsein heißt, sich minderwertig fühlen“ formuliert Adler. Psychodynamisch wirksam ist ein Minderwertigkeitsgefühl, das zusammen mit einem subjektiven, ebenso unbewussten Vollkommenheitsideal zu einer Bewegung von der erlebten, meist jedoch nicht bewusst wahrgenommenen Minus-Situation zu der unbewusst angestrebten Plus-Situation führt. Jedes erreichte Plus erweist sich alsbald als neuerliches Minus. Das Vollkommenheit letztlich unerreichbar bleibt und das angestrebte Ziel nur in Annäherungen erfahren wird, erhält sich diese Psychodynamik „vom Minus zum Plus“ während des ganzen Lebens. Der Mensch wird gleichzeitig als soziales Wesen geboren. Äußere Gegebenheiten wirken sich weniger als Ursachen aus, sondern stellen Verlockungen für die Meinungsbildung dar. Zunächst in „schöpferischer Freiheit“ gewinnt das Kind eine unbewusste Meinung über diese Gegebenheiten. Es schätzt gleichzeitig seine eigenen Möglichkeiten ein, auf diese Gegebenheiten so zu antworten, dass sein Selbstwertgefühl gewissermaßen auf der positiven Skala erhalten bleibt. So entstehen unbewusste Beziehungsmodelle und Handlungsmuster, die in neuen Situationen auf ihre Richtigkeit geprüft und schließlich festgehalten werden. Adler hat verschiedene Worte geprägt, letztlich aber dem Wort „Lebensstil“ den Vorrang gegeben.
- Seelische Störungen: Adler nimmt beim mutlosen Menschen eine „neurotische Disposition“ an. In Situationen, die mit dem bisherigen Modell der Lebensbewältigung nicht (mehr) ohne Selbstwertverlust überstanden werden können, ergreift der neurotisch Dispositionierte die Krankheit als letztes Mittel der Selbstwertsicherung. Er traut sich eine positive Kompensation des Mangels nicht zu und löst unbewusst die Krankheit selber aus. Im lebensstiltypischen „neurotischen Arrangement“ provoziert der Kranke unbewusst Situationen, die ihn dazu legitimieren, sich von Lebensaufgaben zurückzuziehen, ohne dass das Überlegenheitsziel aufgegeben werden muss."
Auszüge aus: Fj. Mohr, Kleines Lexikon der Individualpsychologie.